– unter Berücksichtigung der Maxime, dass Wissenschaft nicht über oder für Roma und Sinti veranstaltet wird, sondern nur mit ihnen gemeinsam.
Am Schnittpunkt des Zusammentreffens von Roma-Population und gesellschaftlichen Institutionen, sowie im gesellschaftlichen Umfeld allgemein antiziganistischer Mentalität entstehen Problemfelder bzw. Problemstellungen, die zum Dispositiv wissenschaftlicher Analyse und praktischer Handlungen werden.
Die Problemerhebung ist gemeinsame Arbeit der Wissenschaftler/innen und der SintiRoma-Mitarbeiter(innen).
Die Wissenschaftler/innen entnehmen dieser jeweiligen Problemlage – auf der Grundlage dispositiver Explikation – ihre Fragestellung zur Analytik des Sachverhalts.
Die SintiRoma-Mitarbeiter/Innen entwickeln Konzepte für pragmatische Eingriffe auf der Basis der wissenschaftlichen Analytik.
Ein Beispiel aus der Schule: Unspezifische Beobachtungen ergeben z.B., dass Roma-Kinder trotz individueller Gewitztheit häufig in Sonderschulen landen (womit der Kreislauf zwischen Armut – Nichtbildung – Armut festgeschrieben scheint).
Sind hier insgeheim antiziganistische Einstellungen der Lehrer/Innen am Werk? Wie hoch ist der Prozentsatz der Sonderschüler/innen aus der SintiRoma-Population im Vergleich zu der Gesamtbevölkerung? Liegt es an den Schulstrukturen, an den nicht schulförmigen Erziehungsmethoden der Familien, an Sprachproblemen, an den mentalen Einstellungen etc.etc.?
Diese Problemlage wird in den gemeinsamen Sitzungen von Wissenschaftler/innen und Mitgliedern der RomaSinti-Population (in den Beiratssitzungen) in dispositiver Breite erörtert. Hieraus ergeben sich die Aufträge für eine wissenschaftliche Erarbeitung (auf der Basis des a-zentrischen Dispositiv-Ansatzes) und Handlungsansätze für die Praxis.
Die Ergebnisse der Forschung ergeben Hinweise auf die pragmatisch Bearbeitung des Problemfeldes (Gespräche mit den Beteiligten, längerfristige Beratungsaktivitäten, weitere wissenschaftliche Untersuchungen, Veröffentlichungen, Kongresse etc.) und weitere Fragestellungen…
Die beiden Bereiche Wissenschaft und Praxis müssen (und sollten) nicht strikt voneinander personell getrennt sein: An wissenschaftlichen Untersuchungen können (und sollten) auch Sinti Roma-Mitarbeiter/innen teilnehmen wie umgekehrt die Wissenschaftler/innen in die Praxis involviert sein sollten, schon um die praktisch Relevanz ihrer Forschung verstehen und neue Fragestellungen aus der Praxis heraus entwickeln zu können.